Klimaschutz beim Bauen: Was Gebäude in Zukunft leisten müssen

Der Klimaschutz stellt enorme Ansprüche an den Bau von Gebäuden: Sie müssen energie- und ressourceneffizient sein, nachhaltig und klimaschonend und im besten Fall produzieren sie sogar einen Energieüberschuss. Wir haben versucht, die wichtigsten Fragen zur Zukunft des Bauens zusammenzufassen und zu beantworten.

Immobilien können einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz leisten. Um mehr Nachhaltigkeit zu erreichen, müssen Städte, Stadtteile und Gebäude als ganzheitliches System betrachtet werden. In traditioneller Hinsicht dienen Gebäude dem Schutz der Menschen vor äußeren Einflüssen. Im 21. Jahrhundert reicht diese Funktion jedoch nicht mehr aus. Insbesondere im Hinblick auf den Klimaschutz müssen Bauwerke „intelligent & smart” gestaltet sein.

Welche technischen und ökologischen Innovationen müssen Gebäude der Zukunft bieten, um den Ansprüchen der Käufer, Investoren und Mieter gerecht zu werden?

Dazu gehören vorrangig energieeffiziente Systeme, die Verwendung nachhaltiger Materialien, der Einsatz intelligenter Technologien sowie flexible und individualisierbare Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten.

Energieeffiziente Systeme sind notwendig, um den steigenden globalen Energiebedarf zu decken und die CO₂-Emissionen zu reduzieren bzw. gänzlich zu vermeiden. Nachhaltige Materialien wie Holz oder recycelte Materialien helfen dabei, die Umweltbelastung durch die Bauindustrie zu minimieren. Intelligente Technologien erhöhen nicht nur den Komfort der Nutzer, sondern auch die Sicherheit und Effizienz des Gebäudes. Flexible und individualisierbare Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten ermöglichen es den Menschen, sich in ihrem Zuhause wohlzufühlen und ihre Bedürfnisse an die Raumgestaltung anzupassen. Für Investoren und Eigentümer bedeutet dies auf Nachfrageänderungen am Markt mit adaptierten Nutzungskonzepten zu reagieren, ohne ein Gebäude gleich niederzureißen.

Welche Rolle spielen die EU-Taxonomie-Verordnung für die Bauindustrie?

Der EU Green Deal und die damit im Zusammenhang stehende EU-Taxonomie-Verordnung sind für die Immobilienwirtschaft von entscheidender Bedeutung. Maßgeblichen Einfluss wird die EU-Taxonomieverordnung haben, die für die Bauwirtschaft und die Errichtung von Gebäuden klare Richtlinien definiert. Für Gebäude, die diese Vorgaben nicht erfüllen, wird es in Zukunft schwierig sein, Finanzierungen zu bekommen. Auch ein späterer Verkauf wird zu Problemen führen, da die Nachfrage nach nicht taxonomiekonformen Immobilien sinken wird. Mehr zur EU-Taxonomieverordnung lesen Sie in dem Interview mit ÖGNI Geschäftsführer Peter Engert.

Wie werden die Fragen rund um die Energieversorgung gelöst?

Auch wenn das äußere Erscheinungsbild von Gebäuden von Bedeutung ist, ist es mindestens ebenso wichtig zu berücksichtigen, welchen Beitrag der Bausektor zum Klimaschutz leisten kann. Eine effiziente und nachhaltige Nutzung von Energie in Gebäuden ist dabei entscheidend. Der Niedrigenergiestandard ist mittlerweile ein gängiger Begriff und keine herausfordernde Aufgabe mehr. Heute bewegen wir uns – auch im Wohnbau – zu sogenannten Plus-Energie-Häusern zu. Gebäude also, die mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen.

Zusätzlich spielt die Herkunft der Energie eine wichtige Rolle. Um den steigenden Bedarf an Kälte, Wärme und Strom zu decken, müssen wir auf erneuerbare Energiequellen zurückgreifen und Gebäude von fossilen Brennstoffen und CO₂-Emissionen entkoppeln. Der Einsatz erneuerbarer Energien muss bereits bei der Planung von Niedrig- oder Plus-Energie-Gebäuden berücksichtigt werden, um nicht im Nachhinein aufgesetzt werden müssen.

Welche neuen technologischen Fähigkeiten werden Gebäude in Zukunft haben?

Gebäudimmobilien der Zukunft werden über eine Reihe neuer technologischer Fähigkeiten verfügen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Selbstdiagnose- und Reparaturfunktionen
  • Energieeffizienz
  • Erweiterte Kommunikations- und Sicherheitssysteme
  • Recycelbar


Diese neuen Fähigkeiten werden dazu beitragen, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und die Umwelt zu schützen.

Nutzen von Stromüberkapazitäten

Produzierte Stromüberschüsse können beispielsweise zum Aufladen eines Elektrofahrzeugs genutzt werden. Gebäude können auch zur Abfederung von Lastspitzen eingesetzt werden, etwa durch vorausschauendes, vorzeitiges Kühlen oder Heizen. Die enorme Speicherkapazität von Gebäuden, bedingt durch ihre thermische Masse, kann genutzt werden, um den Einsatz von Batterien zu reduzieren. Gebäude fungieren somit gleichzeitig als Verbraucher, Produzenten und Energiespeicher.

Nachhaltiges Bauen

Doch nicht nur in der Energieversorgung, sondern auch bei der Verwendung von Baumaterialien wird zukunftsorientiert gehandelt. Nachhaltigkeit bedeutet, beim Bau nicht nur über Errichtung und Betrieb nachzudenken, sondern auch die Entsorgung eines Gebäudes in 50 oder 100 Jahren in Betracht zu ziehen. Konzepte, wie der von uns auch verwendete Holzmodulbau erfüllen schon heute diese Forderungen.

Shared Economy und Mobilitätsverhalten

Neben dem Klimawandel sind auch Kommunikations- und Informationstechnologien sowie die Sharing Economy treibende Kräfte im Bausektor, die die Branche vor große Herausforderungen stellen.

Bereits heute verfügen viele Menschen, insbesondere in urbanen Zentren Stadtbewohner ein kein persönliches Fahrzeug mehr, wodurch Parkflächen und Straßen reduziert werden könnten. Gleichzeitig haben Architektur und Stadtplanung einen Einfluss auf das Mobilitätsverhalten. Zukünftig wird die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen – Mobilität, Raumplanung, Bauwirtschaft – eine bedeutende Rolle einnehmen. Innovationen entstehen nicht isoliert, sondern an Schnittstellen. Architekten müssen sich mit dem Stadtviertel und der gesamten Stadt auseinandersetzen. Auf diese Weise kann beispielsweise bereits vor der Planung geprüft werden, ob ein Gebäude in der Umgebung Abwärme erzeugt, die für den eigenen Bau verwendet werden kann. Dadurch wird das Gesamtsystem optimiert und eine intelligente Stadt geschaffen.

Welche Auswirkungen hat der Einsatz intelligenter Gebäude?

Intelligente Gebäude nutzen Technologien zur Verbesserung von Effizienz und Komfort. Sie können aus der Ferne gesteuert werden, d. h. sie können an die Bedürfnisse der Menschen angepasst werden. Dies kann dazu beitragen, den Energieverbrauch zu senken und den allgemeinen Komfort zu verbessern. Intelligente Gebäude sind in der Regel auch mit Sensoren ausgestattet, die Dinge wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftqualität überwachen können. Anhand dieser Informationen kann dann erkannt werden, wenn etwas nicht in Ordnung ist, und es können Maßnahmen zur Behebung des Problems ergriffen werden. Die aktuellen Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz werden auch diesen Aspekt des Bauen sehr rasch weiterentwickeln.

Werden intelligente Gebäude bereits jetzt schon nachgefragt?

Ja, intelligente Gebäude werden bereits heute stark nachgefragt. Dies ist vor allem auf die zunehmenden Herausforderungen im Bereich der Energieeffizienz und des Klimawandels zurückzuführen. Intelligentes Gebäudemanagement ermöglicht es den Betreibern von Gebäuden, ressourcenschonend und kosteneffektiv zu arbeiten. Gleichzeitig bietet es den Nutzern ein höheres Maß an Komfort und Sicherheit.

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